Ein leises, scharfes Sehnen, das in der Brust ruht: den
Rhythmus einer befriedigenden Tätigkeit zu hören, aber der Griff bleibt leer. Und doch ist da die LANGE WEILE, ein Zeitraum, der sich nicht fassen lässt, von Faktoren abhängt, die flüstern und verschieben. Galaxien atmen in verschiedenen Takten mit den Quantensprüngen des Elektrons. Die Stele „Zeithorizonte“ trägt diese Spannung
in sich: Uhren sind eingelassen, verknüpft durch
Tusche, ein Uhrwerk schreit den Atem der Zeit. An der
Oberfläche: Verdopplungszeiten der Bakterien in Minuten, von der Entstehung einer Fliegenmade in Stunden, von der Menschwerdung in Monaten bis zur Paläontologie, das Tropfen der Jahrmillionen.
Die Zeit der Ungeduld sickert in die Kunst wie eine Symphonie der langen Weile: Erosion, die formt, statt nur zu brechen; Korrosion, die zerfrisst und doch neugestaltet. Langeweile wird Königin der Transformation, lässt alte Strukturen schwinden, um neue Formen zu schaffen. Entropie, dieser gnadenlose Taktschlag des Universums, treibt Veränderung und Wachstum. Die lange Weile wird zum Raum des Werdens. Berührungspunkte der Ausstellung öffnen sich in konkreten Momenten: Lange Weile in Quito, die stille Weihnacht, das Stillstehen fernab des Markttreibens, „Frozen Moments“ – das Festhalten eines augenblicklichen
Atems der Bildwerdung, bevor er sich in die Vergangenheit senkt. Raum – Mensch – Zeit: Abschied von der Erde und die Vision interstellarer Reisen, Planeten, ein Jenseits der uns vertrauten Karten.
Auch historische Spiegel erreichen den Blick: Der Bauernkrieg von 1525 als Flamme des Wandels, Symbol demokratischer Sehnsucht; der Nationalpark Jasmund, Nebelwald und stilles Rauschen der Jahre; die stille Lange Reihe, die Langeweile als Quelle von Kreativität und Reflexion entfaltet. Lange Weile zeigt sich als Ruheplatz, als Entschleunigung und Saat für neue Ideen.
Die Ausstellung zieht die Fäden zusammen.